Streitende nehmen oft an, dass der Konflikt entweder mit einem Sieg oder mit einer Niederlage enden wird. Daher entsteht ein Druck, entweder zu gewinnen oder verlieren zu müssen. Damit ist eine Eskalation unausweichlich. In dieser Denkwelt wird ein Nachgeben immer negativ bewertet, man spricht dann verächtlich vom „faulen“ Kompromiss. Tatsächlich folgen manche Konflikte diesem Muster. Den Ursprung hat dieses Denkmuster in Kindes-Erfahrungen beim Streiten um Gegenstände. Kindergartenkinder kennen zunächst nur diese beiden Strategien: „Durchsetzung mit Gewalt“ oder „Rückzug und Verzicht“. Andere Lösungs-Strategien aus der Welt der Erwachsenen, wie „gütliche Einigung“, „Kompromissbildung“ oder eine „Berücksichtigung fremder Interessen“ können nur in seltenen Einzelfällen beobachtet werden.
Die Problematik der Annahme eines „Nullsummenspiels“ bei der Konfliktlösung ist bekannt. Eine Situation, bei der ein Gegner genau das gewinnt, was der andere verliert, scheint unausweichlich. Bei einer Anerkennung eines individuellen Leistungsprinzips wird aber übersehen, dass bei schwierigen sozialen Konflikt-Situationen eine Einigung häufig beiden Parteien Vorteile bringt. Dies gilt vor allem mit Blick auf die zukünftige soziale Beziehung.
Von nicht wenigen Computer- und Gesellschaftsspielen lernen junge Menschen aber das Prinzip der Nullsummenspiele. Manche Spielregeln schließen kooperative Lösungen von vornherein aus. So fiele man etwa beim Computerspiel sofort auf, wenn man den nächsten Spielzug mit den Mitspielern vorher verhandeln würde.
Ein „Gewinn“ scheint bei zwischenmenschlichen Konflikten auf den ersten Blick Vorteile zu bringen, die sozialen Beziehungen werden dadurch aber oft schwer belastet. Bei komplexen Problemen brächte ein Konsens für alle Beteiligten einige Vorteile. Durch das Ernstnehmen verschiedener Perspektiven könnte der Komplexität des Konfliktes besser entsprochen werden.