Nicht nur Jugendliche schließen aus der zeitlichen Nähe zweier Ereignisse auf einen vermeintlichen Kausalzusammenhang. So wird etwa manchmal eine bestimmte Zahlenkombination beim Lotto über lange Zeit weitergesetzt, wenn sie einmal einen Gewinn brachte. Mathematisch handelt es sich aber immer um ein Zufallsergebnis. Solche Alltagstheorien entstehen nach dem Prinzip der analogen Schlussfolgerungen.
Auch die Meinung, dass man von einem kräftigen Händedruck auf einen starken Charakter schließen könne, wird mancherorts von „Hobbypsychologen“ kolportiert. Solche wissenschaftlich nicht belegbaren Auffassungen werden häufig durch Medien als „Sozial-Stereotypen“ verbreitet. Solche Alltagstheorien mutieren in sozialen Medien zu Gruppennormen, deren Gültigkeit von jungen Menschen oft ungefragt übernommen werden. Vermutet wird auch eine Entsprechung zwischen äußerlich sichtbaren Persönlichkeitsmerkmalen und Charaktermerkmalen.
Untersuchungen zu sozialen Medien haben belegt, dass bei physischer Anziehungskraft einer Person auf das Vorhandensein von sozial erwünschten Eigenschaften geschlossen wird: „Was schön ist, muss auch positiv sein“. Solche selbstgestrickte „PersönlichkeitsTheorien“ stellen dann Zusammenhänge zwischen bestimmten menschlichen Eigenschaften her. Wird ein Jugendlicher etwa als intelligent vorgestellt, werden ihm vom Betrachter häufig auch positive Eigenschaften wie Engagement, Zuverlässigkeit, Coolness o.ä. zugeordnet, ohne dass hierfür nachweisbare Beobachtungen vorliegen.
Ein anderes Beispiel ist die notenmäßig „schlechte“ Schülerin, die schnell mit den Eigenschaften dumm, faul, frech u.a. in Verbindung gebracht wird. Diese alltäglichen „Microtheorien“ spielen auch bei KonfliktlösungsStrategien junger Menschen eine bedeutende Rolle.
Schauen wir uns hier ein paar solcher Mythen der Konfliktlösung an
Mythos 1: Konflikte sind ein Nullsummenspiel
Mythos 2: Ein reinigendes Gewitter ist manchmal nötig
Mythos 3: Konfliktlösungen „aus dem Bauch“ sind die besten